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Goldenbower Mühlen
Der Anbau von Getreide zog die Verwendung von Mühlen für die
Verarbeitung zu Mehl nach sich. Noch die Slawen benutzten steinerne Dreh- und
Trogmühlen. Die heute vielerorts als Schmucksteine im Garten oder als
Regenwasserableiter unter Dachrinnen liegen. Die schweren unhandlichen
Hand-Steinmühlen ersetzten die Deutschen durch Mühlen, die mit Hilfe der
Wasserkraft angetrieben wurden. Die Wassermühlen konnten nur an günstigen
Plätzen, wo die Möglichkeit des Wasserstaues vorhanden war, erbaut werden.
Oftmals lagen sie daher außerhalb eines Orts. Die Bedeutung, die den Mühlen
zukam, ist daraus ersichtlich, daß sie in den alten Urkunden meistens gesondert
genannt wurden. Alle Dörfer waren bestimmten Mühlen zugeteilt.
Dieser Mahlzwang mußte bei Strafandrohung eingehalten werden. Erst zum
Anfang des 19. Jahrhunderts hob der Herzog den Mahlzwang auf und ersetzte
ihn durch Geldleistungen. Jeder Goldenbower Bauer hatte im Jahre 1823 für die
Aufhebung des Mahl- und Schmiedezwanges drei Taler und acht Schilling zu
zahlen. Mit der Aufhebung des alten Mahlzwanges ging die Errichtung neuer
Mühlen, hauptsächlich von Windmühlen, einher. Für viele Dörfer entfielen
somit die langen und aufwendigen Fahrten. Die erste Goldenbower Mühle befand sich am
Teufelsbach bei Neu Ruthenbeck. Sie brannte ab und wurde an dortiger Stelle
nicht wieder erbaut. Die näheren Zusammenhänge sind nicht bekannt, erhalten
blieb nur der Flurname „Brennmöhl“ oder „Brandtenmühle“. Quer über den alten
Mühlteich zieht sich heute die Bundesstraße 321. Aus den Crivitzer Amtsakten
geht hervor, daß 1848 bei Schönberg eine „Neue Mühle“ existierte. Man kann
davon ausgehen, daß hier die Nachfolgerin der abgebrannten Mühle erbaut
worden war. |
Etwa um 1860 zog aus Wesenberg der gelernte Müller
Hermann Pagenkopf nach Goldenbow. Er erwarb die Häuslerei Nr. 8. Hermann
Pagenkopf beabsichtigte, eine Mühle in Ort zu bauen. Die Absicht war nicht so
schnell zu verwirklichen. In den Amtsakten von Crivitz wird er
zwischenzeitlich als Hauswirt auf der Hufe IV geführt. Die Geschichte paßte
dem Friedrichsruher Erbmüller Peters ganz und gar nicht. 1868 schien das
Ganze Gestalt anzunehmen, wie es ein Gesuch an das Amt mit folgendem Wortlaut
beweist: „Wie ich gehört habe, beabsichtigt der Müller
Pagenkopf, in Goldenbow ebenfalls eine Mühle zu bauen und das Mühlenhandwerk
gewerbemäßig zu betreiben. Durch die Ausführung solcher Absicht würde ich
großen Abbruch in meinem Geschäft leiden und bitte ich daher, dem Pagenkopf
die Aufstellung einer Mühle in Goldenbow zu untersagen.“ Das Gesuch lehnte das Amt ab, die Friedrichsruher
Mühle (In Karten des 18. Jahrhunderts meistens Gömtower Mühle genannt, sie
lag in der Nähe der heutigen Fischteiche.) besäße für Goldenbow kein
Bannrecht. Außerdem war das Amt der Ansicht. es läge im Interesse des
Publikums, wenn vermehrte Konkurrenz einträte. Der Müller Pagenkopf durfte
vom Hauswirt/Bauer Viehstädt 30 Quadratruthen hinter dem Garten seiner
Häuslerei als Bauplatz erwerben. Bei der baulichen Abnahme des Fundamentes
stellten die beauftragten Behörden jedoch fest, daß es, entgegen der
Vorschriften, 50 cm zu nahe am vorbeiführenden Weg lag (bei einer
Mindestentfernung von 20 Ruthen, also rund 90 m!). Sie forderten die
Beseitigung des Fundamentes. Der Müller ließ aber lieber den Weg um das
geforderte Maß verlegen. Goldenbow erhielt trotzdem seine Windmühle, einen
Galerieholländer. 1869 dürfte der Bau vollendet und der Mühlenbetrieb
aufgenommen worden sein, denn für dieses Jahr wurden bereits Steuern
erhoben. |
Die Mühle
produzierte vorrangig Weizen- und Roggenmehl, aber auch Graupen und Grütze
(aus Gerste). Die heutige Mühle ist nicht der Originalbau. Die alte Mühle wurde,
wie die Jahreszahl 1924 zeigen soll, in jenem Jahr rekonstruiert. Die Familie
Pagenkopf betrieb die Mühle bis 1957, nebenbei eine Bäckerei. Die Windkraft
nutzte man jedoch nur selten. Meistens trieb ein Dieselmotor das Mahlwerk an.
Dann schrotete die LPG in der Mühle, bis notwendige Reparaturen anstanden,
die aber nicht mehr ausgeführt wurden. Letztendlich stellte die LPG den
Betrieb ein. Im Jahre 1986 wurde die Mühle als technisches Denkmal auf die
Denkmalliste gesetzt. Es entstand eine Interessengruppe „Goldenbower
Windmühle“, die durch Herrn Arvid Kremer aus Friedrichsruhe geleitet wurde.
Der Besitzer der Mühle, die LPG Friedrichsruhe, trat dem Interessenverband
als förderndes Mitglied bei. Im Mai 1987 erfolgten denkmalpflegerische Arbeiten
zur Erhaltung des Bauwerkes. Dachhaut und Haube wurden instand gesetzt und
der Einbau neuer Fenster abgeschlossen. Für die schwierige Erneuerung der
Dachhaut kamen Technosportler (Bergsteiger) aus Leipzig zum Einsatz. Im
gleichen Jahr begann der Umbau der Inneneinrichtung. Das nicht mehr
verwendbare Mahlwerk wurde ausgebaut. Aus der Mühle sollte eine
Jugendherberge entstehen. Mit der Wende wurden alle derartigen Pläne
eingestellt. Seitdem harrt die Mühle einer Vollendung der
Renovierungsarbeiten und einer neuen Nutzung entgegen. Das sollte in einer
Zeit, in der der Tourismus an Stellenwert gewonnen hat, doch leicht fallen! |